Ein Name verschwindet von der Landkarte

1916
1916 vereinigen sich die beiden Gemeinden Rieden und Wallisellen. Der Name Rieden verschwindet aus den Schweizer Karten, übrig bleibt das grössere Wallisellen. Eingemeindungen sind in dieser Periode in der ganzen Schweiz häufig. Bereits 1893 integriert die Stadt Zürich einen ersten Vorortsgürtel und wird so auf einen Schlag zur grössten Stadt der Schweiz. 1933 folgt die Eingemeindung des zweiten Vorortsgürtels. Zwischen 1890 und 1930 nehmen unter anderem Vevey, Basel, Biel, La Chaux-de-Fonds, Winterthur, Bern, Thun und viele andere Städte Eingemeindungen vor – und 1916 eben auch Wallisellen. Rieden zählt damals bescheidene 410 Einwohnerinnen und Einwohner, Wallisellen bereits 1523.

Eingemeindungen liegen meistens ökonomische und verwaltungstechnische Überlegungen zu Grunde. Entweder sind Vororte derart verarmt, dass sie ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können, weshalb sie sich in die Arme des grossen Nachbarn flüchten oder die Orte sind wirtschaftlich und organisatorisch schon so sehr mit dem grösseren Nachbarn verflochten, dass sich ein Zusammenschluss aufdrängt.

Das ist auch bei Wallisellen und Rieden so. Die im Zickzack verlaufende Gemeindegrenze wird als Hindernis für die bauliche Entwicklung der beiden Ortschaften empfunden. Zudem leidet Rieden unter einem zunehmenden Rückstau an grossen Investitionen: Die Schule müsste dringend erneuert und der Friedhof erweitert werden. In beiden Beziehungen hofft Rieden auf Unterstützung aus Wallisellen. Für die kleine Gemeinde sind das erhebliche Ausgaben, das grössere Wallisellen hat noch Ressourcen. Mit einer Vereinigung von Rieden und Wallisellen kann die kleinere der beiden Ortschaften also sowohl ihre Schul als auch ihre Bestattungsprobleme beheben und latente Grenzkonflikte lösen sich in Luft auf. Am 5. März 1916 stimmten die Zürcher Stimmbürger mit 69,1 Prozent der Vereinigung zu. In Wallisellen beträgt der Ja-Stimmenanteil 85 Prozent, in Rieden sind es 73 Prozent.

Bild: Ausschnitt aus dem Siegfriedatals von 1913. Die Gemeinden Wallisellen und Rieden sind noch unabhängig, aber die Annäherung zeichnet sich ab.