WALLISELLEN ZIEHT MENSCHEN AN
Die Schweiz verzeichnet ein spätes und dezentrales Bevölkerungswachstum, das sich in zwei Schüben von 1850 bis 1860 und von 1870 bis 1890 auf die kleinen und mittleren Gemeinden konzentriert, bevor es nach 1890 auf die Städte übergreift. Die Ursache dafür liegt in der speziellen Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur des Landes und in der Industrialisierung, welche vom ländlichen Raum und nicht von den Städten ausgeht.
Wallisellen, das bis 1800 einen hohen Anteil an Heimindustrie aufweist und ab den 30er-Jahren einen wachsenden Anteil an Industriearbeitsplätzen in der Seiden- und Baumwollindustrie bietet, zeichnet diese Linie nach. Sie erhöht in der Periode der Hochindustrialisierung sukzessive ihre Anziehungskraft für neue Bewohnerinnen und Bewohner. 1812 zählt die Gemeinde inklusive Rieden 663 Einwohnerinnen und Einwohner, 1860 sind es bereits 992. Die folgenden Jahre sind von einer tief greifenden und lang anhaltenden Wirtschaftskrise geprägt, weshalb die Bevölkerungszahl bis 1870 etwas sinkt, in den achtziger Jahren aber rasch wieder zunimmt. 1888 zählen die beiden Gemeinden zusammen bereits 1‘110 Einwohnerinnen und Einwohner, bis 1910 springt die Zahl auf 1‘924. Das ist im kantonalen Vergleich ein überdurchschnittlich starkes Bevölkerungswachstum.
Die einstige Bauerngemeinde hat ihren Charakter bereits 1914 stark verändert. Die landwirtschaftlich tätige Bevölkerung ist zurückgegangen, die in der Industrie Beschäftigten dominieren.
Bild: Die untere Bahnhofstrasse 1909. Wallisellen hat bereits einen vorstädtischen Charakter angenommen.